Sehr geehrte Damen und Herren,
Am 06. Dezember 2015 fand im Babelsberger Karl-Liebknecht-Stadion das Punktspiel des 17. Spieltages der Regionalliga Nordost zwischen dem gastgebenden SV Babelsberg 03 und dem Berliner Fußballclub Dynamo statt. Ein Spiel, welches bereits im Vorfeld in der Öffentlichkeit ob seiner sicherheitsrelevanten Brisanz für Aufregung sorgte.
Auch wenn einige Darstellungen dabei deutlich an der Realität vorbeigingen und vor allem auch die Entwicklungen der letzten Jahre in beiden Vereinen – ganz besonders bei den Gästen – ignorierten, waren beide Vereine in der Vorbereitung des Spiels frühzeitig und akribisch tätig, um einen reibungslosen Ablauf des Spiels zu garantieren.
Den ersten Kontakt diesbezüglich gab es bereits 5 Wochen vor dem Austragungstermin am 01.11.2015.
Dabei wurde unter Anderem verabredet, ähnlich wie in der Vorsaison, ein ausschließliches Kontingent an Tickets für den Gästeblock einzig dem Gastverein zur selbstverantwortlichen Verbreitung zu überlassen. Dies beinhaltete auch, dass es keine Tickets im Online-Vorverkauf des SVB oder an der Tageskasse geben würde. Der BFC Dynamo konnte so die Verteilung der Karten kontrollieren und steuern, dass Gruppen, denen ausschließlich daran gelegen sein könnte, das Spiel als Plattform für gewalttätige Auseinandersetzungen zu nutzen, keinen Zutritt erlangen würden.
Zusätzlich integrierte der SV Babelsberg 03 als Veranstalter an diesem Tag neben dem regelmäßig im Gästeblock agierenden Sicherheitsunternehmen ESC aus Bestensee Mitarbeiter der Firma Watchmen, die im Berliner Jahn-Sportpark die Spiele des BFC absichert. Das Konzept der Einbeziehung „bekannter Gesichter“ hat sich in den letzten Jahren als äußerst hilfreich in der Umsetzung einer effektiven Deeskalations-Strategie erwiesen. Und dies nicht nur in Babelsberg. Auch im ersten Aufeinandertreffen beider Vereine in der Neuzeit im September 2014 in Berlin sorgten 10 Ordner aus Babelsberg im Block und im Innenraum für Ordnung, was hervorragend funktionierte.
Dies ist kein rein derbyspezifisches Konzept, da beide Vereine nahezu permanent mit eigenen Ordnern auswärts unterwegs sind, aber gerade bei diesem Aufeinandertreffen, stellt sich die besondere Art der gegenseitigen Einbeziehung als extrem sinnvoll und effektiv dar. Zusätzlich zu den gewerblichen Ordnern von Watchmen hatte der BFC auch noch 20 eigene Vereinsordner mit vor Ort, die bereits auf der Zuwegung zum Stadion einzelne Gruppen begleiteten und bei Bedarf lenkend agieren konnten. Während des Spiels agierten diese Ordner im Fanblock der Gäste als primäre Kontaktpersonen im Bedarfsfall.
Bei der Anreise zum Stadion kam es im Übrigen zu keinen nennenswerten Vorkommnissen. Auch beim Betreten des Stadions ließen die Fangruppen auf beiden Seiten die verstärkten Sicherheitskontrollen über sich ergehen, ohne dass es zu irgendwelchen Problemen gekommen wäre. Weder auf Heimseite noch bei den Kontrollen am Gästeblock wurden dabei unerlaubte Gegenstände oder Symbole festgestellt. Um das verdeckte Einbringen von unerlaubten Gegenständen zusätzlich zu erschweren, war das Mitführen größerer Taschen wie üblich untersagt. Auf beiden Seiten wurden dafür Aufbewahrungsmöglichkeiten bereitgestellt. Auf Gästeseite diente dazu ob des zu erwartenden größeren Bedarfs ein direkt vor der Vorkontrolle platzierter Container. Auch diese Maßnahme wirkte ohne nennenswerte Vorkommnisse und wurde von allen Gästen des Stadions auf beiden Seiten anstandslos angenommen.
Die Atmosphäre im Stadion war während des Spiels weitestgehend von sportlicher Rivalität geprägt. Neben einzelnen akzeptablen Sticheleien galt der jeweilige Support überwiegend dem eigenen Verein. Eine zu Beginn des Spiels auffällige Gruppe im Gästeblock, die versucht war, mit diskriminierenden Parolen zu provozieren, wurde durch Fanordner sowie Fans aus den Reihen der Gäste am Fortführen gehindert. Ein Eingreifen des Veranstalters zur Durchsetzung der Stadionordnung war hierbei nicht notwendig, eventuelle Maßnahmen nach Sichtung der verschiedenen Bild- und Tonmaterialien sind aber nicht ausgeschlossen. Dies gilt auch und insbesondere für die Aktivitäten einzelner Personen nach Abpfiff des Spiels, obgleich die Ordnungskräfte mit dezenter Unterstützung der Polizei die Situation jederzeit im Griff hatten. Drei Personen, die den Blockzaun in Richtung Spielfeld überquerten, wurden umgehend festgenommen und der Polizei zugeführt.
Das einzige Vorkommnis während des gesamten Spiels, welches einem reibungslosen Spielverlauf entgegenstand, war eine sogenannte „Feuerwerksbatterie“, die in der 4. Spielminute im Gästeblock zentral hinter dem Tor gezündet wurde. Durch das rigorose Eingreifen von (erst) Fans des Gastvereins und später dann auch Ordnern, konnte die hauptverantwortliche Person umgehend festgestellt und einer erkennungsdienstlichen Maßnahme seitens der Polizei zugeführt werden. Auch wurden weitere Personen identifiziert, die sich im Umfeld der Person aufhielten, die fortan unter strengster Beobachtung durch u.a. die Vereinsordner im Block standen. Die Person selbst wurde während des Spiels in Polizeigewahrsam behalten, um weitere eventuelle Störversuche zu unterbinden.
Später sollte sich herausstellen, dass es sich bei besagter Person um einen in Potsdam ansässigen Mann handelt, der auch gelegentlich Spiele des SV Babelsberg im Heimbereich besucht. Trotzdem ordnet weder der SVB noch der BFC ihn als Fan des eigenen Vereins ein. Vielmehr scheint es sich eher um einen „Trittbrettfahrer“ zu handeln, der das Podium des Gästeblocks für seine Aktion nutzen wollte.
Außerdem wurde ermittelt, dass die gezündete Batterie bereits in einer der Nächte vor dem Spiel im Bereich hinter dem Gästeblock tief im Erdreich vergraben worden war und durch die festgestellte Person am Spieltag selbst – kurz vor Spielbeginn – wieder in Besitz genommen wurde. Trotz intensiver Untersuchung u.a. durch den Sicherheitsbeauftragten des Heimvereins sowie durch Ordner im Vorfeld der Kassenöffnung, konnte der vergraben Gegenstand nicht aufgespürt werden. Dies erscheint ob der beschriebenen Tiefe aber auch unschwer nachvollziehbar.
Zusammenfassend muss trotz dieses Vorfalls zu Spielbeginn festgestellt werden, dass der gesamte Spieltag absolut zufriedenstellend verlaufen ist. Die befürchteten Auseinandersetzungen zwischen den Fangruppen fanden nicht statt und den zwei beschriebenen Betretungen des Rasens wurde umgehend begegnet.
Man kann daher unumwunden feststellen, dass die getroffenen Vorkehrungen erfolgreich waren und ein brisantes Spiel ohne wirkliche Brisanz über die Bühne gebracht werden konnte. Dies war nur möglich, weil alle beteiligten Parteien – die beiden Vereine sowie die eingesetzten Polizeikräfte – über die gesamte Zeit gemeinsam agierten. Auch der Einsatzleiter der Polizei, Carsten Schiewe, lobte ausdrücklich die Zusammenarbeit.
Trotzdem wurde beiden Vereinen mittlerweile mitgeteilt, dass gegen sie ein Sportgerichtsverfahren wegen des Vorfalls in der 4. Spielminute eröffnet wurde. Der Aufforderung zur Abgabe einer Stellungnahme kommen der SV Babelsberg 03 sowie der BFC Dynamo nach – und zwar gemeinsam.
Genauso, wie wir das Spiel vorbereitet haben, werden wir es auch nachbearbeiten. Zusammen und unisono.
Beide Vereine haben für dieses Spiel ein Vielfaches an Aufwand investiert, als für andere Spiele üblich. Dabei schätzen beide Vereine den professionellen und kollegialen Umgang im Rahmen der Vorbereitung – trotz der nicht unbedingt einfachen Voraussetzungen. Weder der SV Babelsberg noch der BFC Dynamo können für einen Zuschauer in die Haftung genommen werden, der nicht einmal explizit dem eigenen Fan-Lager zugeordnet werden kann. Noch räumen die beteiligten Ordner wie auch der Veranstalter SV Babelsberg 03 Versäumnisse im Hinblick auf die vergrabene Feuerwerksbatterie ein. Es erscheint weder möglich, ein derartiges Versteck mit den technischen Optionen im Vorfeld 100% festzustellen, noch bei einem gefüllten Block eine entsprechende Maßnahme zur Inbesitznahme der Pyrotechnik zu unterbinden.
Ein über das bereits praktizierte Maß hinausgehendes Verfahren zum Aufspüren eventuell versteckter Pyrotechnik erscheint uns für einen Regionalligisten überdies finanziell und personell schlechterdings nicht möglich.
Wir hoffen daher, dass der NOFV von einer Sanktionierung der betroffenen Vereine absieht. Eine solche würden wir nur einsehen, wenn wir uns Verfehlungen vorwerfen lassen müssten. Dies sehen wir aber nicht und würden eine Strafe daher als Abwertung der ansonsten hochqualitativen Umsetzung des Spiels begreifen. Wir gehen davon aus, dass dem NOFV an einer solchen Wahrnehmung weder gelegen sein kann, noch, dass er es selbst so einschätzen möchte.
Einen Vorschlag, eventuelle Strafen auf zivilrechtlichem Wege von der schädigenden Person einzufordern, weisen wir allein schon deshalb zurück, dass es nicht die Aufgabe eines Amateurvereins sein kann, sich von finanzielle Belastungen durch langwierige und oftmals aussichtlose Gerichtsverfahren wieder zu befreien. Vielmehr möge der Verband prüfen, inwieweit er selbst die Möglichkeit hat, direkt auf die betroffene Person durchzugreifen. Wenn eine Sanktionierung Wirkung zeigen kann, dann doch im Zweifel am besten beim Täter selbst.